In meinen Storys auf Instagram werden es einige von euch bereits gesehen haben: Ich war im niederländischen Amsterdam unterwegs und habe dort das Museum “Fashion For Good” besucht. Dabei handelt es sich um das erste interaktive Museum für nachhaltige Innovationen im Modebereich, dass sich voll und ganz der “fairen” Fashion verschrieben hat. Damit widmen sich die Niederländer einem der derzeit spannendsten und viel diskutierten Fashion-Themen.
Die Initiatoren treffen den Zeitgeist und schaffen es auf eine wunderbare, spannende und interaktive Art, über weit mehr zu informieren als reine Mode. In diesem Beitrag erfahrt ihr mehr über die Hintergründe (und nein, das wird kein Belehrungstext, sondern eine interessante Reportage.”
*Unbezahlte Werbung, da Nennung von Marken, Unternehmen und weiterführenden Links
“Wir glauben, dass faire Mode nicht nur möglich, sondern auch in Reichweite ist – was der Industrie jetzt noch fehlt sind die Ressourcen, Werkzeuge und Anreize, um sie in die Praxis umzusetzen. Unsere Mission bei Fashion for Good ist es, das gesamte Mode-Ökosystem über unsere Innovationsplattform als Treiber für Veränderung zusammenzubringen.” So beschreibt die Initiative Fashion for Good ihre Vision mit eigenen Worten. Seit Anfang Oktober 2018 bietet die Initiative den Museumsbesuchern eine interaktive Reise durch die Vergangenheit der Modeproduktion an, die schnurstracks in Richtung Zukunft führt. Prall gefüllt mit anschaulichen Bildern, Videos und natürlich Mode zum Anfassen. Präsentiert werden die neuesten nachhaltigen wie modischen Produktionsentwicklungen aus den Bereichen Gesellschaft, Umwelt, Technologie und Politik, die über Amsterdam hinaus für jeden Mode-Fan relevant sein sollten.
Von “Slow Fashion” bis “Fashion Revolution” – eine neue Mode-Generation ist entstanden
Doch warum das Ganze, werdet ihr euch vielleicht fragen? “Fair Fashion”, “nachhaltige Mode” oder “Fashion for Good” sind derzeit häufig genutzte Schlagworte, die stellvertretend für eine neue modische Bewegung stehen. Sie verfolgt intensiv die Vision, eine ethisch korrekte und nachhaltige Mode zu etablieren. Und stellt die Modewelt damit ordentlich auf den Kopf.
Ausschlaggebend für dieses Umdenken und die Rebellierung einer “neuen Generation von Mode-Aktivisten”, wie der TV-Sender Arte einst schrieb, ist das im April 2013 geschehene Unglück in Bangladesh, anlässlich dem 1.134 Textilarbeiter bei einem Gebäudeeinsturz starben. Mehr als 2.500 wurden darüber hinaus schwer verletzt. Die dadurch ausgelöste Empörung war der Startschuss vieler seit dem weltweit gegründeteten Gruppen und Initiaven, wie auch Fashion for Good in Amsterdam.
Genial: Kleine Tafeln mit Tipps, um das eigene Konsumverhalten zu überdenken
Los geht die Tour im Gebäude der zentral gelegenenen Rokin 102 in Eigenregie (es können auch Führungen gebucht werden) mit einem interessanten Überblick zu der Entwicklung der Modeproduktion bis heute. Natürlich aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit betrachtet, von Handwerk mit Webstuhl und Co. hin zur Massenproduktion in Drittweltländern. Von der persönlichen Maßanfertigung hin zum weltweit überall erhältlichen Online-Shopping-Piece. Diese gesamte Zeitspanne auf einer einzigen großen Wand zu sehen hat mich schwer beeindruckt, aber auch erschreckt und zum Nachdenken angeregt. Was habe ich alleine dazu beigetragen, dass es so gekommen ist?
Mit dieser Frage im Kopf betrete ich einen weiteren Raum, der die in ihre einzelnen Schritte aufgeteilte derzeitige Produktion eines einzelnen T-Shirts darstellt – für das über 2.000 Liter Wasser verbraucht werden. Für ein! T-Shirt. Hui, das ist das ein ordentlicher Batzen an Fakten, den das Modehirn zu verarbeiten hat. Und der meine Frage beantworte, denn auch ich besitze solche Shirts. Und Hosen. Und und und. Es wundert mich nicht mehr, dass die Modeindustrie zu den größten Umweltsündern zählt.
Doch die Ausstellung möchte hier keinesfalls mit dem erhobenen Feigeinger daher kommen, sondern transparent und fair informieren. Das finde ich gut, und erkenne es an den guten, einprägsamen Texten, der Bildsprache und gesamten Aufteilung der einzelnen Räume. Klasse finde ich die kleinen Hinweistafeln, die an unterschiedlichen Stellen platziert wurden, welche jedem Besucher tolle Tipps und Denkanstöße geben, un das eigene Handeln in Bezug auf Kauf von Mode zu überdenken.
Beispielsweise, in dem
- wir unsere eigene Einkaufstasche zum Shoppen in die Stores mitbringen,
- wir unsere Kleidung kalt waschen (weil dies mehr als die Hälfte der für den einzelnen Waschgang verbrauchten Energie einspart),
- wir auf die Zusammensetzung der gekauften Kleidung achten. Produkte, die zu 100 Prozent aus ein und demselben Material bestehen einfacher zu recyceln sind. Natürlich git es materielle Unterschiede.
- wir bei lokalen Designern einkaufen. Aus Hessen und Rheinland-Pfalz werde ich euch auf Hessich4fashion bald einige Labels wie bspw. Alma FFM vorstellen.
Fashion aus Apfelresten und Spinnweben? Das geht! In Zukunft!
Könnt ihr euch vorstellen, in einigen Jahren eine Jeans zu tragen, die grundsätzlich aus Spinnenweben besteht? Oder ein T-Shirt aus Apfelschalen? Nein? Ich auch nicht, doch die dahingehenden Entwicklungen von weltweiten innovativen Start-Ups sind faszinierend. So produziert die amerikanische Firma Mango Materials bspw. ein natürlich vorkommendes Biopolymer aus Abfallbiogas, das mit herkömmlichen und bisher genutzten, ölbasierten Materialien konkurrieren kann.
Das bedeutet im Klartext, dass Kleidungsstücke, die aus dem Material dieser Firma hergestellt werden, biologisch abbaubar sind und dadurch sogar auf einem Komposthaufen entsorgt werden können. Sollten Fasern dieses Materials im Ozean landen, lösen sie sich vollständig auf. Wahnsinn, oder? Diese und mehr solch spannender Fakten könnt ihr im Fashion for Good Museum erfahren.
Mich hat der nachhaltige Ausflug schwer beeindruckt, nicht zuletzt auch, weil man am Ende des Rundgangs einige fair produzierte Kleidungsstücke im museumseigenen Shop kaufen und begutachten kann. Darunter auch modische Innovationen von großen Labels wie Adidas. Viele der präsentierten Informationen waren mir neu und ich empfand den Part über die zukünftigen Entwicklungen in der Modeproduktion als besonders spannend. Dank modernster Technologien wie dem 3-D-Drucker sowie der Forschungsarbeit von innovativen Start Ups wie Mango Materials, die sich mit der Herstellung von nachhaltigen Rohstoffen und Wiederverwertungsmöglichkeiten beschäftigen, passiert schon richtig richtig viel.
Wer sich dafür interessiert, dem kann ich die Dokumentation “Eine andere Mode ist möglich” des TV Senders Arte empfehlen. Überaus sehenswert.
Natürlich überlege ich, was ich persönlich verändern kann. Denn auch ich kaufe online ein, bei Modeketten wie Zara und Co. und ich weiß, wie schwer es ist, sich von den vielen Trends und den immer wiederkehrenden “Habenwollen” neuer Teile frei zu machen. Insbesondere, wenn man täglich auf Instagram und Co. unterwegs ist und quasi mit neuen Eindrücken bombardiert wird. Kleine Schritte sind ein guter Anfang, finde ich, und das niederlänische Museum eine wunderbare Motivation.
Das Thema faire Mode ist seit der Gründung von Hessisch4fashion vor gut einem Jahr ein immer präsenter werdender Bereich für mich. Ich versuche es durch den Kauf von weniger Kleidung, dafür bei lokalen Designern / Labels wie Alma FFM, Pani Ewa, True Woods etc. in die Tat umzusetzen.
Doch natürlich ist es für mich als Modefan, Modeliebhaber, Modeblogger und Stylistin nicht komplett möglich, sich all den schnellebigen Trends komplett zu entziehen. Mode ist letztendlich etwas, das sich immer wieder neu erfindet, kreativ ist, beweglich, ständig im Wandel. Genau deshalb mag ich sie, diese verrückte, bunte Welt. Aber auch kleine Veränderungen können Großes bewirken, weshalb ich zukünftig noch mehr darauf achten werde, die Herzensstücke aus meinem Kleiderschrank abwechslungsreich zu kombinieren, statt neue Teile zu erwerben.
Das ist letztendlich auch eine wunderbare kreative Herausforderung, oder? Wer von euch macht mit? Habt ihr euer modsiches Konsumverhalten bereits verändert, der Nachhaltigkeit zu Liebe? Wie steht ihr zu diesem Thema?
Wenn ihr das Museum in der Rokin 102 in 1012 KZ Amsterdam ebenfalls besuchen möchtet findet ihr hier weitere Informationen. Es ist täglich von 12 bis 19 Uhr geöffnet, donnerstags bis 21 Uhr und wochends bis 18 Uhr.
Fotos: Hessisch4fashion