“Gut Ding will Weile haben”. So oder so ähnlich heißt es, wenn gewisse Sachen einige Zeit dauern, bis sie fertig sind. Oder eine gefühlte Ewigkeit vergeht, bis sich das Schicksal auf die eigene Seite schlägt. Und gute Neuigkeiten im Gepäck hat. Eine Mischung aus beiden Komponenten plus das nötige Quäntchen Glück waren im Spiel, als mir eine Kaufanzeige für ein Baugrundstück im Rheingau vor die Füße fiel. Genau zwei Tage vor Ablauf der Gebotsabgabefrist.
Hausbau hat mich bislang wenig bis gar nicht interessiert. Gebaut haben immer andere. Und mir von den vielen Problemen berichtet, die man als Bauherr bzw. Bauherrin zu bewältigen hat. Gut, auf sowas hatte ich nun wirklich keine Lust und wäre somit lieber in ein bereits fertiges Objekt gezogen. Renovierungsarbeiten reichen heutzutage völlig aus, oder? Doch wie so oft im Leben kommt es anders, als (Kate) man denkt.
Ziemlich gefrustet von einer monatelangen Immobiliensuche, vergeblichen Kontaktanfragen bei Immobilienmaklern, völlig überhöhten Objektangeboten im Raum Wiesbaden/Rheingau, fiel mir zwei Tage vor Abgabeschluss eine Verkaufsanzeige für ein Grundstück in Oestrich-Winkel in die Hände. Eigentlich utopisch, dort ein Gebot abzugeben. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, und verlieren konnte ich sowieso nichts, was ich nie besessen habe.
Grundstück Nummer xx
Nicht einmal im Traum hätte ich daran geglaubt, dass sechs Wochen später ein Schreiben in meinem Briefkasten lag. Inhalt: Hiermt bestätigen wir Ihnen das erfolgreiche Gebot auf das Grundstück xx. Bitte teilen Sie uns bis dann und dann mit, ob Sie dieses Grundstücks erwerben möchten. Boom. So einfach kann es sein. Ein Gebot, ein Brief und zack, stehst du vor einer lebensverändernden Entscheidung. Denn sind wir mal ehrlich, Immobilienanzeigen durchforsten, Makler anschreiben und vielleicht mal einen Besichtigungstermin wahrnehmen ist herrlich unverbindlich in die Tat umgesetzt. Wenn es dann ernst wird, so richtig ernst, dann – ja, dann macht sich doch ein wenig Panik breit. Zumindest in meinem Fall.
Kann ich mir das alles jetzt wirklich leisten? Möchte ich mich auf Jahrzehnte hinaus verschulden? Wie baut man überhaupt ein Haus? Und brauche ich tatsächlich so viel Platz? Was ist mit den steigenden Rohstoffpreisen, lässt sich so ein Projekt in Zeiten wie diesen überhaupt realistisch kalkulieren?
Fragen über Fragen, eine wichtiger als die andere. Ich hatte echt Panik, schließlich bin ich als Freiberuflerin von der Pandemie ebenfalls betroffen. Beruflich wie privat.
Doch ihr seht an den geöffneten Sektflaschen, dass ich mich bzw. mein Freund und ich uns für das Grundstück und alle damit verbunddenen Konsequenzen entschieden habe. Und direkt zwei Wochen nach Öffnung des wunderhaften Briefs mit unseren neuen zukünftigen Nachbarn aufs Grundstück gefahren sind, um gemeinsam anzustoßen.
Das war im März 2021. Knapp sieben Monate später, mitten in der vierten Corona-Welle, die Finanzierung noch nicht final für alles stehen seht ihr mich auf dieser ollen Pferdekopel stehen, die mittlereile fast voll erschlossen und mit einer Baustraße versehen ist. Ich kneife ich manchmal selber, ob das wirklich mein Traum ist, den ich gerade träume. Was haben wir schon alles gemeistert, ausdiskutiert, hinterfragt und akzeptiert. Und wow, was für kommt da noch alles auf uns zu?
Ihr könnt es euch bestimmt schon denken: Ab sofort nehme ich euch hier auf dem Blog mit ins Abenteuer Hausbau. Mit allen Höhen und Tiefen, aber vorallem realistisch. Ich freue mich riesig auf dieses Projekt, weiß aber auch, dass es an der ein oder anderen Stelle noch ordentlich ruckeln wird. Seid ihr dabei?